lichtenberg-kompass.de
          ist für Inhalte
           externer Internetseiten

           nicht verantwortlich !


         online seit
         März 2010
 
         aktualisiert am
          10.10.2024

           email

        Impressum


Postfuhramt


Das Postfuhramt wurde früher auch kaiserliches Postfuhramt genannt. Das Backsteingebäude befindet sich in der Oranienburgerstrasse in Berlin Mitte. Es wurde 1881 fertig gestellt und war zu dieser Zeit eines der größten Behördenbauwerke Berlins. Seit 1975 steht es auch unter Denkmalschutz. 

Seit 1713 befand sich auf diesem Grundstück ein Wohnhaus für Postillone, dies waren private Fuhrleute die Personen oder Postsendungen im Auftrag der Post erledigten. Nach 1766 stand hier die Posthalterei mit Wohnräumen des königlichen Posthalters. Er war ein Generalunternehmer der alle Fuhraufgaben des Postwesens übernahm und sie ausführen lies. Diese traditionelle Entwicklung ist in der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht weiter angewachsen. 1874 wurde der Postfuhrbetrieb in die Reichspost eingegliedert und dem neu gegründeten Postfuhramt übertragen. 

Zwischen 1875- 1881 entstand ein aufwändig gestaltetes Bauwerk für das neu geschaffene Amt. Auf dem weitläufigen Eckgrundstück wurde ein 3stöckiges Hauptgebäude errichtet, dessen 2 Flügel sich in die Oranienburgerstrasse und die Tucholskystrasse zogen. Teile der Fassade erinnerten stark an die oberitalienische Frührenaissance. Das Hauptportal befand sich in einer monumentalen Rundbogennische, die an der abgeschrägten Straßenecke war und sich über die ganze Höhe der Fassade erstreckte. Darüber befand sich ein achteckiger Rundturm zwischen 2 Kuppeln, diese sollten den architektonischen Bezug zur nahe gelegenen Neuen Synagoge herstellen. 

12 Kinderfiguren mit unterschiedlichen Attributen des Postwesens waren auf Ornamentenbändern zu beiden Seiten des Hauptportals zu sehen. Sie sollten die verschiedenen Bereiche der Post symbolisieren, die hier erstmals in einem Gebäude zusammen untergebracht waren. Auf dem Dach über dem Bogen des Hauptportals befand sich ursprünglich eine Figurengruppe aus Sandstein. Diese wurde jedoch im 2. Weltkrieg beschädigt und 1953 abgebaut. Zwischen den Fensterbögen im Erdgeschoss waren 25 von einst 26 Porträtmedaillons zu besichtigen. Sie zeigten Persönlichkeiten, die sich seit der Antike bis ins 19. Jahrhundert im Post - oder Nachrichtenwesen verdient gemacht hatten. Auf der Hofseite des Gebäudeflügels Tucholskystrasse wurde ein Terrakottarelief einer vierspännigen Postkutsche erhalten. 

Das Postfuhramt erlitt im 2.Weltkrieg erhebliche Schäden. So wurde 1943 der Gebäudeteil an der Tucholskystrasse durch Brände und Sprengbomben beschädigt. Ein Jahr später 1944 brannte der Abschnitt an der Oranienburgerstrasse bis zum 1.Stock nieder. Erst im Jahr 1973 begannen kleinere Wiederherstellungsarbeiten, nach weiteren Arbeiten an verschiedenen Bereichen erfolgte zwischen 1986- 1989 die Restaurierung des Eckgebäudeteils einschließlich des Turms und der Kuppeln. 

1995 wurde der Postbetrieb dann endgültig eingestellt. In den Jahren 1997-2001 fanden immer wieder wechselnde Ausstellungen in dem Gebäude statt. 2005 meldete die Deutsche Post AG den Verkauf des Grundstücks an einen Investor von internationalem Rang, dessen Identität lange geheim gehalten wurde. Nach längerem Leerstand wird das Gebäude seit 2006 für Ausstellungen der Architektur, des Designs und vor allem für Ausstellungen der Fotografie genutzt. Die Zwischennutzung durch die Fotogalerie soll Ende des Jahres 2012 vorbei sein. 

Der neue Eigentümer, eine israelische Investorengruppe *Elad* plante an dem Standort ein Hotel und Wohnungen. Im August 2012 wurde bekannt, dass das Gebäude an *Biotronik* weiter verkauft wurde.